Der Drei-Punkte-Plan PCI
Ein Auszug aus dem Buch HABEN IST BESSER ALS BRAUCHEN (www.prep24.de) über die 3 wichtigsten Punkte der Preparedness.
Diesen Text kannst du dir von Clayton Husker vorlesen lassen
(click) → http://www.claytonhusker.de/podcast/pc_02.mp3
Vorbereitung, Handlungsfähigkeit und Entschlossenheit sind die drei Pfeiler, auf denen wir unsere Überlebenschancen errichten. Hierbei nimmt der erste Punkt erfahrungsgemäß den größten Raum ein, zumal er nicht während, sondern grundsätzlich im Vorfeld der Krise abgearbeitet wird. Natürlich ist der gewählte Standort ein wesentlicher Faktor für das Überleben in Krisenzeiten. Es gibt gute und - nun ja - weniger gute Standorte, um eine Krise zu meistern.
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PREPAREDNESS
Einer der wichtigsten Punkte der Krisenbewältigung ist das Anlegen bestimmter Vorräte, die uns helfen sollen, Versorgungsengpässe zu überbrücken und das unmittelbare Überleben der jeweiligen Gemeinschaft zu sichern.
- VORRAT - Zur Deckung unserer physiologischen Bedürfnisse benötigen wir unbedingt Wasser und Nahrung. Wir legen daher sinnvolle und haltbare Vorräte an, die es uns ermöglichen, auch ohne öffentliche Infrastruktur allein oder in der Gruppe zu überleben.
- ENERGIE - Um Licht, Wärme, Fortbewegung und ähnliche Dinge zu bewerkstelligen, benötigen wir verschiedene Energiequellen. Nach Möglichkeit sollte dabei auf nachwachsende Brennstoffe (Holz/Wärme) und natürliche Energiequellen (Wasser, Sonnenlicht, Wind/Strom) zurückgegriffen werden. Fossile Brennstoffe (Öl, Benzin usw.) sollten möglichst wenig zum Einsatz kommen.
- SICHERHEIT - Um für die Sicherheit des Individuums und der Gruppe sorgen zu können, ist es wichtig, ein vollumfängliches Sicherheitskonzept zu entwickeln und vorzubereiten. Hierbei geht es vornehmlich um Sicherheit gegenüber Umwelteinflüssen, aber auch zur Abwehr von Gewalt.
CAPABILITY
Oberstes Gebot im Ernstfall ist die Aufrechterhaltung der Entscheidungs- und Handlungsfähigkeit. Eine Krise, gleich welcher Art, beginnt zumeist mit einem ursächlichen Ereignis, das dann gegebenenfalls weitere Ereignisse auslöst („Kettenreaktion“), die aus einer Krise letztlich eine Katastrophe machen können.
Beispiel: In einem urbanen Raum fallen sämtliche Transformatorstationen des Stromversorgungsnetzes aus (sog. „Blackout“). Internet und Telefonie sind nicht verfügbar. Zunächst greifen an neuralgischen Punkten lokale Notstromaggregate ein, doch die Leistungsdauer dieser Geräte ist begrenzt. In vielen Unterführungen, U-Bahn- und Leitungsschächten fallen die Grundwasserpumpen aus, dadurch treten Überflutungen auf und die Versorgungslage verschlechtert sich.
Deshalb ist es wichtig, durch aufmerksame Analyse sämtlicher zur Verfügung stehender Daten die Krisengefahr möglichst exakt einzuschätzen. Bereits im Vorfeld („Preparedness“) wird der eigene Standort untersucht und mit möglichen Gefahrenherden in Verbindung gebracht. Wenn dann eine Krisensituation eintritt, ist es wichtig, schnell und überlegt zu handeln. Zunächst muss die Lage eingeschätzt werden.
- WAS ist passiert? Versuche, den Grund und damit den Auslöser der Krise zu ermitteln. Vergleiche die Nachrichtenlage mit den von dir vorausberechneten Krisenszenarien und ordne die wahrgenommenen Ereignisse ein.
- WANN ist es passiert? Versuche, einen realistischen Zeitpunkt der Ursache zu ermitteln. Je näher das ursächliche Ereignis zeitlich liegt, desto größer ist dein Handlungsspielraum.
- WO ist es passiert? Versuche, eine Ortsbestimmung für den Beginn des Ereignisses zu bestimmen. Aus Ort, Zeitpunkt und Art des Ereignisses kannst du Voraussagen treffen, um deine Überlebenschancen zu verbessern.
Mental Capability
Die psychische Handlungsfähigkeit („mental capability“) in Stress- oder Gefahrensituationen aufrecht zu erhalten, ist eine Sache der geistigen Reife und der fortdauernden Übung. Wer sich mit Kampf- oder Extremsport in irgendeiner Form befasst, der kennt diese Thematik und kann diesen Abschnitt im Grunde überspringen. Ein erster und entscheidender Schritt ist, den Unterschied zwischen Bedrohung und Furcht zu erfassen.
Gefahr ist real.Angst ist eine Entscheidung.
Es geht also darum, unsere Entscheidungsfähigkeit zu trainieren und zwar dahingehend, dass Angst uns nicht in der Entscheidungsfindung beeinträchtigt. Hierbei sind Aktivitäten wie die oben genannten ausgesprochen hilfreich, aber auch Tätigkeiten wie öffentliches Sprechen („Lampenfieber“) erfüllen durchaus diesen Zweck. Deshalb rate ich dazu, im Vorfeld der Krisenvorbereitung Sport auszuüben oder Theater zu spielen oder mit ähnlichen Aktionen Angstszenarien planmäßig zu erleben, um diese in kontrollierter Umgebung händeln zu können. Sicher, „Theaterspielen“ mag lustig klingen, aber es funktioniert - und nur darauf kommt es an.
Physical Capability
Die physische Handlungsfähigkeit ("physical capability") spielt auch eine große Rolle. Bin ich eigentlich in der Lage, adäquat auf eine Bedrohung zu reagieren?
Meist geht eine Verbesserung der physischen Handlungsfähigkeit einher mit einer Optimierung der psychischen. Mens sana in corpore sana - dieser alte Spruch trifft zu, und zwar in beiden Richtungen. Um uns körperlich auf eine Krisensituation vorzubereiten, bedarf es zunächst der richtigen geistigen Einstellung. Wer phlegmatisch auf dem Sofa hockt und bei Facebook Verschwörungstheorien verbreitet, wird im Falle einer echten Krise eine böse Überraschung erleben. In diesem Sinne lautet der erste Ratschlag: Rausgehen und sich bewegen!
Natürlich muss man kein Marathonläufer sein, um in einer Krise Handlungsbereitschaft zu zeigen, aber eine gewisse Aktionsfähigkeit sollte vorhanden sein.
Ein weiteres Augenmerk richte ich auf den Mobilitätsradius, das heißt, dem Bewegungsumkreis um den eigenen Standort. Wer geschäftlich viel in aller Welt unterwegs ist, sollte sich auf Krisen anders vorbereiten, als jemand, dessen üblicher Mobilitätsradius im Bereich von einhundert Kilometern oder darunter liegt.
- Bei kleinem Mobilitätsradius (<10 km tägl.) ist eine fundierte Ortskenntnis vorauszusetzen. Innerhalb eines relativ kleinen und arrondierten Bereiches sollte es im Falle der Krise selbst zu Fuß möglich sein, auch querfeldein innerhalb kürzester Zeit den eigenen Standort vom aktuellen Aufenthaltsort aus zu erreichen.
- Bei mittlerem Mobilitätsradius (<100 km tägl.) sollten in Bezug auf das tägliche Bewegungsmuster Fluchtrouten feststehen und nicht nur mit dem Finger auf der Landkarte abgefahren werden. Der eigene Standort ist meist am selben oder nächsten Tag erreichbar (je nach Distanz und Fortbewegungsmittel). Hierbei sollte die Aufmerksamkeit auch Nebenstrecken und sog. „Schleichwegen“ gelten, um bei Sperrungen der Hauptverkehrswege beweglich zu bleiben. Alternative Fortbewegungsmittel (z.B. Fahrrad o.ä.) sind in Betracht zu ziehen.
- Bei großem Mobilitätsradius (>100 km tägl.) ist es ratsam, sich ein funktionierendes Netzwerk aus Preppern aufzubauen, um im Ernstfall sofort auf Gleichgesinnte zurückgreifen zu können und von dort aus z.B. binnen angemessener Frist eine Rückführung zum eigenen Standort zu organisieren, sofern möglich. Falls man fest sitzen sollte, ist es hilfreich, bei Gleichgesinnten Unterschlupf finden zu können.
Technical Capability
Die technische Handlungsfähigkeit ("technical capability") ergibt sich aus den vorherigen Punkten, sie beinhaltet zusätzlich die Verfügbarkeit geeigneter Transportmittel. Nicht immer ist ein PKW die beste Wahl, um von A nach B zu kommen. Die Kunst, ein Zweirad unfallfrei zu steuern, sollte ebenso geübt werden, wie das Querfeldein-Wandern. Entsprechende Ausrüstung sollte an geeigneten Orten bereit stehen (z.B. kleiner Fluchtrucksack im Kofferraum des PKW, EDC im Privatschrank am Arbeitsplatz usw.).
INTENTNESS
Überleben ist auch eine Sache der Entschlossenheit! Dieser Punkt entscheidet wesentlich über Erfolg oder Misserfolg im Bemühen, eine Krise zu meistern. Entschlusskraft und Tatendrang sind erforderlich, um die Vorbereitungen für die Krise auch in die Tat umzusetzen. Auch hier gibt es wieder drei Phasen.
- Planung - Diese ergibt sich aus den durch Preparedness und Capability gewonnenen Daten über die aktuelle Krise. Jede Krise bedarf eines speziellen Planes, der günstigstenfalls in der Vorbereitungsphase gereift ist, jedoch in unvorhergesehenen Lagen auch spontan gefasst oder geändert werden kann.
- Entscheidung - Anhand der vorliegenden Daten und des gefassten Planes werden Entscheidungen erforderlich, und zwar über Art und Umfang der nötigen Handlungen. Diese Entscheidungen sollten möglichst stressfrei („mental capability“) und wohlüberlegt, dennoch zeitnah getroffen werden.
- Handlung - Die im Ablaufplan festgeschriebenen und durch entsprechende Entscheidungen initiierten Handlungen sollten ohne zu zögern mit festem Willen umgesetzt werden, um die Krise bestmöglich meistern zu können und Schäden für den Wirkungsbereich zu minimieren.
Wenn Entscheidungen getroffen wurden und Handlungen durchzuführen sind, so dürfen wir nicht zögern, diese mit festem Willen umzusetzen. Das gilt für konstruktive Entscheidungen (Aufbau, Versorgung, Hilfeleistung usw.) ebenso wie für destruktive Entscheidungen (Abriss, Entsorgung, Verteidigung usw.) - eine deutlich demonstrierte Entschlossenheit des Entscheidungsträgers wird auch die Gruppe nach innen stärken. Resilienz (von lateinisch resilire ‚zurückspringen' ‚abprallen') oder psychische Widerstandsfähigkeit ist die Fähigkeit, Krisen zu bewältigen und sie durch Rückgriff auf persönliche und sozial vermittelte Ressourcen als Anlass für Entwicklungen zu nutzen.
Wir müssen uns mit dem Gedanken vertraut machen, dass in Krisenzeiten unter Umständen nicht jede menschliche Begegnung friedlicher Natur ist. Besonders, wenn wir einen gesicherten, gut versorgten Standort betreiben, wird das Begehrlichkeiten wecken bei Leuten, die nicht darauf aus sind, ihren Status durch Fleiß und Arbeit zu verbessern.
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