Selbstherhitzende Mahlzeiten - Self Heating Meals - MRE

Manchmal ist es einfach nicht möglich, mit offenem Feuer zu hantieren. Sei es bei einer Kanutour durch das Naturschutzgebiet oder im Worst-Case-Szenario aus taktischen Gründen. Aber eine warme Mahlzeit ist etwas enorm Wichtiges, gerade in Ausnahmesituationen. Abhilfe schafft hier die Chemie.

MRE SHM

Verschiedene Hersteller bieten diese sogenannten Self Heating Meals an, auch das amerikanische Militär nutzt sie in Form von MRE ("Meal Ready to Eat") als Einsatzverpflegung. Es gibt da verschiedene Ausführungen, unterschiedliche technische Ansätze und diverse "Serviervorschläge". Ich habe vor 10 Jahren einige Produkte ausprobiert und war mit dem Ergebnis eigentlich ganz zufrieden. Preislich sind diese MRE natürlich nicht so der Hit und sicher kein Schnapper, aber wenn man bedenkt, dass die Sachen ihren Herd gleich mitbringen, ist das für besondere Lagen sicherlich okay.

MRE als Outdoor Verpflegung

Bei meinem Test benutzte ich die Produkte der Firma Crosse & Blackwell, ein Hersteller, der seit Generationen solche und andere Produkte vertreibt. Im Netz findet man die etwas modernere Version unter www.heatermeals.com. Anlässlich einer Kanutour mit einem meiner Söhne entschloss ich mich, selbsterhitzenden Kakao, Corned Beef Hash und Chicken Dumplings zu versuchen.

Self Heating Drink

Zunächst gab es also eine Trinkschokolade der Marke "Napoleon" in der "Self-Heating Can", die mit einer Kalziumoxidreaktion arbeitet. Um die Reaktion in Gang zu bringen, wird das Behältnis unten geöffnet und der Blechdeckel abgezogen. Dann drückt man fest auf den Mittelpunkt, was die Reaktionsflüssigkeit in die Heizkammer austreten lässt. Das Ganze sollte etwa 15 Sekunden lang gut durchgeschüttelt werden. Aus der chemischen Reaktion entwickelt sich kurzfristig enorme Wärme, man sollte stets eine hitzeunempfindliche Unterlage benutzen. Das Trinkgefäß wird nun oben wie eine Limonadendose geöffnet und man lässt es drei bis vier Minuten stehen. Dann ist der Inhalt durcherhitzt und trinkfertig. Das Gefäß lässt sich durchaus noch einige Minuten als Handwärmer nutzen oder man füllt eine zweite Portion ein, diese wird allerdings nur noch warm, nicht heiß. Es gibt auch Dosenkonserven, die nach diesem Prinzip funktionieren.

Vorteil: Man kann ohne externe Wärmezuführung schnell ein Heißgetränk zubereiten.
Nachteil: Die "Self-Heating Can" benötigt viel Platz und erzeugt recht viel Müll.

MRE Self Heating Meals

Eine echte Alternative zum Lagerfeuer oder Kleinherd ist das MRE bzw. "Self-Heating Meal". Manchmal ist es einfach nicht möglich, großartig zu kochen. Sei es im militärischen oder sanitätstechnischen Einsatz, in der akuten Katastrophenhilfe oder weil man sich im Bug-Out-Modus befindet und nicht durch Rauch und Feuer auffallen will. Da spielen die Heater Meals ihre Karten aus. Die Sets bestehen aus einer sogenannten "Food Heater Bag" (auch: FRH, Flameless Ratio Heater), die Hülle ist temperaturbeständig und mit Magnesiumstreifen versehen. Dabei liegt eine exakt abgemessene Portion Salzwasser als Reaktionsflüssigkeit und natürlich das vorgekochte, verzehrfertige Essen in einer hitzebeständigen Verpackung nebst Löffel. Dies nimmt nicht allzu viel Platz weg. Es gibt verschiedene Menütypen, auch Porridges zum Frühstück.

Instruktionen zur Anwendung

Schritt 1: Öffnen der "Food Heater Bag" durch Aufreißen entlang der markierten Linie.
Schritt 2: Einlegen der ungeöffneten Packung MRE in den Beutel, hierbei Instruktionen zum Einlegen auf der Packung beachten!
Schritt 3: Das Wasser komplett in den Beutel geben.
Schritt 4: Den Beutel umschlagen und an der Markierung mit dem mitgelieferten Klebeband verschließen. Mit dem Verschluss nach oben liegend auf einer hitzebeständigen Unterlage ablegen.
Schritt 5: Beobachten, wie der Beutel sich wölbt und Dampf austritt, es bildet sich etwas Schwitzwasser im umgeschlagenen Beutel.
Schritt 6: Wenn der Beutel nach 10-15 Minuten sichtbar dampft, ist das MRE durchgewärmt. Nun wird der Beutel hingestellt, vorsichtig geöffnet (Dampf-Verbrühungen vermeiden!) und das MRE entnommen. Der FRH-Beutel kann wieder verschlossen und noch eine ganze Weile als Wärmequelle genutzt werden (z.B. Handschuhe darauf ablegen). Die Rationsverpackung wird geöffnet und das MRE verzehrt.

Tatsächlich kann der wiederverschlossene Kochbeutel durchaus noch bis zu 30 Minuten gut als Wärmequelle genutzt werden, man sollte nur aufpassen, sich nicht mit austretendem Dampf zu verletzen. Der Dampf, welcher aus dem Beutel austritt, enthält Wasserstoff und kann leicht entzündlich sein, für Frischluftzufuhr ist zu sorgen.

Vorteil: geringes Gewicht und mäßiger Platzbedarf, relativ wenig Müll.
Nachteil: Nicht eben billig, außerdem anfällig gegen Beschädigungen, sollte umverpackt transportiert werden.

Fazit: Für besondere Lagen finde ich diese Form des MRE nützlich. Nicht billig, aber zweckmäßig. Wenn ich mit einer KatS-Einheit irgendwo im Nirgendwo herumlungere, dann freue ich mich sicherlich, wenn ich mir aus der kleinen Einsatztasche mal eben was Warmes zaubern kann. Auch als Notnahrung für Krisenszenarien in urbanen Strukturen (z.B. "Blackout") kann ich mir Heater Meals gut vorstellen. Ich weiß, dass z.B. auch Trucker diese MRE mitführen, falls es unterwegs mal schnell gehen muss. Auch als Notfallverpflegung und Wärmequelle in Starkwetterszenarien bei Autoreisen (Schneeverwehungen, Straßensperrungen) kann ich mir diese Dinger gut vorstellen. Früher, als ich noch weitere Strecken fuhr, hatte ich immer 2 Packungen davon gut eingepackt unter dem Fahrersitz liegen.

Historie der MRE

Erfunden wurden die selbsterhitzenden Mahlzeiten bereits 1897 von Jewgenij Stefanowitsch Fedorow für Expeditionen (Bingham 1909-1915), Ballonfahrer (Alan R. Hawley 1910) und Bergsteiger, später wurden diese Dosen für das russische, britische und amerikanische Militär im Ersten und Zweiten Weltkrieg produzierte. Nach dem Krieg geriet diese Erfindung etwas in Vergessenheit, aber mit der Jahrtausendwende entdeckten die Trecker, Abenteurer und vor allem die Prepper diese Form der strom- und feuerlosen Nahrungserwärmung. Es gibt auch größere Gebinde, die bis zu 18 Mahlzeiten gleichzeitig erwärmen, diese finden eher im militärischen Bereich Anwendung. Seit 2006 erfreuen sich selbsterhitzende Kaffee- und Schokoladengetränke größerer Beliebtheit. Inzwischen gibt es diese Technik auch für Babynahrung.

Ein kurzes Video dazu gibt es hier zu sehen: https://youtu.be/itoGm_6tUpY
Informationen in der Wikipedia (engl.): https://en.wikipedia.org/wiki/Flameless_ration_heater
Weitere, ausführlichere Informationen (engl.) bietet dieses PDF:
https://claytonhusker.de/images/heatermeals/heatermeals.pdf

 

 

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